Risiken für das Verdauungssystem
Heute gibt es solide Beweise dafür, dass Alkohol an sieben Körperteilen und wahrscheinlich auch an anderen Stellen Krebs verursacht. Nach aktuellen Schätzungen machen alkoholbedingte Krebserkrankungen an diesen Stellen 5,8% aller Krebstoten weltweit aus (Connors, 2016 und Seitz, 2017).
Die Speiseröhre
Entzündung der Speiseröhre
Man nennt diese Entzündung auch Ösophagitis. Ösophagitis verursacht Verbrennungen beim Schlucken von Lebensmitteln, Alkohol oder heißen Flüssigkeiten. Ohne medizinische Behandlung und bei anhaltendem Alkoholismus kann sich die Ösophagitis bei Alkoholikern zu einem Geschwür entwickeln. Langfristig kann Krebs erschwerend hinzu kommen.
Im Bild erscheint die Blutung in Schwarz.
Speiseröhrenkrebs
Das Risiko für Speiseröhrenkrebs hängt stark von der Einnahme von Alkohol ab. Bei starken Trinkern ist das Risiko für Speiseröhrenkrebs zehnmal höher als bei vollständigen Abstinenzlern. Bei starken Trinkern und Rauchern liegt dieses Risiko 35-mal höher als bei Nichtrauchern. Das Risiko wäre bei Personen, die starken Alkohol trinken, etwas höher als bei Wein- und Biertrinkern.
Der Magen
Alkohol ist die häufigste Ursache für akute Magenentzündungen (akute erosive Gastritis).
Chronische Veränderungen der Schleimhaut (chronische Gastritis) beeinträchtigen die Aufnahme bestimmter Substanzen und Vitamine (insbesondere Vitamin B12).
Diese Erkrankungen gehen dem Krebs über mehrere Jahre voraus.
Die Bauchspeicheldrüse
Alkohol kann auch eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse verursachen.
Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung
Akute Pankreatitis, eine extrem schmerzhafte Erkrankung, kann durch die direkte Toxizität von Alkohol bei massivem Missbrauch dieser Substanz auftreten. Sie ist in nahezu einem von fünf Fällen tödlich.
Auf dem Bild ist die braun-schwarze Nekrose der Bauchspeicheldrüse zu beachten.
Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung
Chronische Pankreatitis, die sich langsam entwickelt, tritt im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch auf. Es kommt zu einer Abnahme der Bauchspeicheldrüsenfunktion, die zu Diabetes und chronischem Durchfall führen kann.
Die Leber
Die Wirkung von Alkohol auf die Leber ist die bekannteste. Der Alkohol wird in diesem Organ mit einer Geschwindigkeit von 10 Gramm pro Stunde metabolisiert. Man kann reversible Läsionen durch Überlastung (Steatose), entzündliche Läsionen (alkoholische Hepatitis) und langfristig irreversible Läsionen beobachten, welche die Struktur und Funktion dieses lebensnotwendigen Organs beeinträchtigen und Auswirkungen auf den gesamten Organismus haben: es handelt sich um die Leberzirrhose.
Steatose
Sie ist ein reversibler Zustand, der mit akutem Alkoholkonsum zusammenhängt. Die Leberzellen beladen sich mit Fetttröpfchen, die sie nicht ausscheiden können. Die Leber schwillt an und nimmt einen charakteristischen Farbton von „Foie Gras“ an (rechts unten auf dem Bild).
Alkohol-Hepatitis (ASH)
Es handelt sich um eine Entzündung aufgrund der akuten Toxizität von Alkohol, der in großen Mengen eingenommen wird. ASH allein kann reversibel sein.
Zirrhose
Leberzirrhose ist eine sich entwickelnde Krankheit, die sich allmählich entwickelt. Sobald diese Entwicklung beendet ist, ist sie irreversibel. Die Fortsetzung des Alkoholkonsums beschleunigt ihre Entwicklung.
Die Beeinträchtigung der Leberstruktur ist ein Hindernis für die Filterung des aus dem Darm kommendem Bluts. Krampfadern (Schwellung der Blutgefäße, die die Leber erreichen) bilden sich an verschiedenen Stellen, die besonders in der Speiseröhre stark bluten können. Durch Leberversagen bedingte Blutgerinnungsstörungen verschlimmern diese Situationen.
Hepatokarzinom
In einem Drittel der Fälle kommt Leberkrebs (Hepatokarzinom) erschwerend zu einer Zirrhose hinzu.
Mund und Rachen
Karies und Zahnverschleiß
Alkoholabhängige Personen leiden mehr unter Zahnausfall als andere. Bei ihnen wurde auch ein allgemeiner Zahnverschleiß beobachtet. Wiederholtes Erbrechen führt insbesondere zu einem Verschleiß der Schneidezähne. Saures Aufstoßen trägt möglicherweise zur Beschädigung der Zähne bei.
Parodontitis
Generalisierte Zahnfleischentzündungen sind bei starken Trinkern sehr häufig.
Krebs
Schon seit langem berichten wissenschaftliche Veröffentlichungen über die Beziehung zwischen Krebs und Alkoholkonsum. Somit ist der Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebs im oberen Aerodigestivtrakt (Mundhöhle, Rachen, Kehlkopf und Speiseröhre) zweifelsfrei hergestellt. Der Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Leber-, Brust- und Dickdarmkrebs ist ebenfalls bewiesen.
Mund- und Rachenkrebs hängen stark vom Tabak- und Alkoholkonsum ab. Bei starken Trinkern und Rauchern ist das Risiko für Mund- und Rachenkrebs 37-mal höher als bei Nichtrauchern.
Starke Trinker, die aber nicht rauchen, haben 6-mal häufiger Krebs als vollständige Abstinenzler.
Das Risiko für Plattenepithelkarzinome im Mund ist bei starken Trinkern im Vergleich zu mäßigen Konsumenten 10 bis 15-mal höher. Alle alkoholischen Getränken sind betroffen. Auch Benutzer von Mundwasser haben ein erhöhtes Risiko für Mundkrebs.
Source: Internationale Vereinigung zur Krebsbekämpfung
Quellen
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Connor J. Alcohol consumption as a cause of cancer. Addiction. 2017 ;112(2):222-228.