Das Rauschtrinken/Komasaufen
Das Rauschtrinken/Komasaufen oder der exzessive Alkoholkonsum auf einmal ist in Europa weit verbreitet, dies mit ’eigenen Regeln’, je nach Land. Dieses Phänomen, dessen Ziel der Rausch ist, betrifft vor allem die Jungen, speziell die Studenten von 18 bis 25 Jahren. Diese Art des Trinkens hat ernsthafte Folgen für die Gesundheit. In Anbetracht dieser Situation muss die Vorbeugung schon im sehr jungen Alter durch gezielte Informationskampagnen stattfinden.
«Binge drinking»: ein weit verbreitetes Phänomen bei den jungen Europäern
Das «Binge drinking» (von binge: Gelage und drink: trinken), übersetzt man auf deutsch mit «Rauschtrinken/Komasaufen» oder «mit Alkohol voll auf dem Trip sein, high sein» oder mit «Saufgelage». Es betrifft die jungen Europäer von 15 bis 25 Jahren in allen Ländern. Hier handelt es sich um eine exzessive und schnelle Art des Alkoholkonsumierens (mindestens 5 Gläser für Männer und 4 Gläser für Frauen bei einer einzigen Gelegenheit) mit dem Ziel, so schnell als möglich betrunken zu sein. Diese exzessive Konsumation findet an Abenden in Bars und Diskotheken statt, aber immer mehr auch auf der Strasse, in Parks, an Bahnhöfen, oder in der elterlichen Wohnung, mit Alkohol, der in Supermärkten gekauft wird.
Diese Art zu Trinken, die in den angelsächsischen und nordischen Ländern am meisten verbreitet ist, nimmt zu. So ist der Prozentsatz der Jugendlichen in Deutschland von 20 % im 2005 auf 26 % im Jahr 2007 angestiegen. Dieses Phänomen hat sich in Frankreich ebenfalls mit einem Anstieg des starken Alkoholkonsums von mehr als 10 % zwischen 2005 und 2008 verstärkt. Im 2006 gaben 80 Millionen der über 15-jährigen Europäer mindestens ein Binge-drinking an. (1) Am meisten betroffen sind die Studenten zwischen 18 bis 25 Jahren; allgemein beginnt der Mehrkonsum an Alkohol und Drogen mit dem Eintritt in die UNI.
(Rubrique "Allo Docteurs.fr" | Le Magazine de la santé | 2016)
Woher kommt der starke Anstieg dieser episodischen exzessiven Konsumationsart ? Die Tatsache, Alkohol in dieser übertriebenen Art zu trinken kann mit dem sozialen Gruppendruck erklärt werden: man trinkt um sozial integriert zu sein. Der Zugehörigkeitsfaktor des binge-drinkings definiert sich oft über Spiele, Herausforderungen und Rituale. Dies kann auch als vorübergehendes Ritual um zu einer Gruppe zu gehören, angesehen werden. Die sozialen Normen lassen das Binge- drinking als ein normales Phänomen in den Augen der Jungen erscheinen. Zudem geht aus Studien hervor, dass die Jungen Alkohol in dieser exzessiven Form auch trinken um Stress und Einsamkeit abzubauen.
Die Gefahren des «Binge drinkings»
Das Binge-drinking zieht die klassischen Verhaltensstörungen, die an den Alkoholkonsum gebunden sind, nach sich: sexuelles Risikoverhalten (ungeschützter Geschlechtsverkehr und das damit verbundene Risiko sexuell übertragbarer Krankheiten und ungewollter Schwangerschaften) sowie Fahren in angetrunkenem Zustand. So sind 10 % der tödlichen Unfälle bei jungen Frauen und 25 % bei jungen Männern alkoholbedingt. Andere Risiken, die spezifisch an starke Alkoholisierung gebunden sind: Alkoholkoma – manchmal tödlich -, Verdauungsstörungen, Herzkreislauf- und kognitive Beeinträchtigungen. Untersuchungen ergaben folgende Ergebnisse: neurokognitive Defizite des Frontallappens bei Binge-Trinkern sowie Gedächtnisverluste, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, Bluthochdruck, Suizidversuche, erhöhtes Risiko für Drogenkonsum (Cannabis, Kokain…). Das Binge-drinking hat ebenfalls wichtige Konsequenzen für das soziale Leben: Gewalt gegenüber Mitmenschen (Aggressionen, Vergewaltigungen, häusliche Gewalt), ungewollte Schwangerschaften, fötales Alkoholsyndrom, schulische Leistungsminderung… Ein wichtiger Zusammenhang wurde zwischen der Dosis und der Anzahl der Anlässe des Binge-drinkings und der Häufigkeit anderen Risikoverhaltens gefunden. (2) Die Jungen kennen im Allgemeinen die Risiken, die mit diesem exzessiven und schnellen Trinkens einhergehen, nicht. Eine Studie von 2006 des deutschen Gesundheitsministeriums bei fünfhundert Jugendliche in der Notfallaufnahme spricht von einer grossen Naivität und Unkenntnis, was die Risiken des Alkoholkonsums angeht.
«Binge drinking» : welche Vorbeugung ?
In verschiedenen Studien hat man versucht herauszufinden, welches die beste Prävention gegen diese Art des Alkoholkonsum sein könnte. Aus diesen geht hervor, dass hier die beste Vorsorge in der Bereitstellung von Programmen, die auf ganz junge Konsumenten gerichtet sind den exzessiven Alkoholkonsum hinauszuzögern, besteht (die Episoden des Betrunkenseins), dies gilt vor allem für Personen mit einer Risikopersönlichkeit (Verlangen nach starken Reizempfindungen). (4) Eine Metaanalyse von 2007 zeigt, dass Programme, die sich auf die Risiken des Alkoholkonsums richten, die Menge und die Häufigkeit des Konsums bei den Studenten reduzieren. Die wirksamsten Programme sind jene, die die direkte Gegenüberstellung, Motivationsgespräche und eine persönliche Rückmeldung beinhalten. Jedoch stossen diese auch an ihre Grenzen bei den sehr starken Trinkern. Spezielle Programme müssen für diese Art der Binge-Trinker entwickelt werden. Eine andere Art das exzessive Trinken zu bekämpfen besteht darin, die Vorstellung, die die Studenten von diesem Phänomen haben, zu verändern und ihnen klar zu machen, dass dies kein normales und kein gesundes Verhalten ist. Eine Studie von 2000 hat gezeigt, dass diese Art von Intervention nur bei den Jugendlichen, die erst seit Kurzem das Binge-drinking praktizierten, wirksam war. (5) Gibt es andere Strategien um diese Art des Trinkens zu reduzieren ? Die Einführungspflicht des Mindestalters des Alkoholkonsums und eine Erhöhung der Steuern auf Alkohol, wären hier sinnvoll.
Die europäischen Länder haben bereits Vorsorgeprogramme um gegen das Phänomen des Binge drinking anzukämpfen, in kraft gesetzt. In Deutschland besteht das Programm HaLT: Hart am Limit («Stop: c’est la limite») darin, die exzessiven Trinker während ihres Spitalaufenthalts im Notfall aufzuspüren. Wenn eine exzessive und wiederholte übermässige Alkoholkonsumation bei einem Jugendlichen festgestellt wird, kann ein externer Helfer zugezogen werden, der den Betreffenden direkt anspricht. Das Programm: Ein Gespräch über die Gefahren des Alkohols, ein Zusammenkommen mit der Familie, der Vorschlag einer Gruppenzusammenkunft, manchmal Motivationstraining. Das Programm’ Drank maakt meer kapot dan je lief is’ («La boisson te détruit plus que tu ne le crois ») in den Niederlanden ist an drei Bevölkerungsschichten gerichtet: an die Jugendlichen, die noch nicht trinken, an die Komatrinker und an jene, die Hilfe suchen. Das Programm will die Bevölkerung auf die Gefahren des Alkohols aufmerksam machen und die Jungen und ihre Umgebung erfassen, die Zielgruppen besser identifizieren um ihnen die zu erreichenden Ziele klarzumachen. Es geht also darum, den Jungen zu begegnen, auch per Internet, um ihre Motivation einer solchen Konsumation besser zu verstehen.
Um weiterhin gegen das Binge-drinking anzukämpfen, müssen die Forschung über die Beweggründe der Jungen sich so zu verhalten, sowie die Bereitstellung der hierzu notwendigen Information, verstärkt werden.
(Auteur: A.-S. Glover-Bondeau | 2011| Update 2019)
Quellen
- Eurobarometer, « Attitudes Towards Alcohol » 2007
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- Dr Olivier Phan, Binge drinking chez les jeunes Européens : les programmes allemands et néerlandais de prévention, La santé de l’homme 398, novembre-décembre 2008, pages 36- 38
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Etudes
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- Wechsler H, Lee JE, Kuo M, Lee H., College binge drinking in the 1990s: a continuing problem. Results of the Harvard School of Public Health 1999 College Alcohol Study, J Am Coll Health. 2000 Mar;48(5):199-210
- Kelly E. Courtney and John Polich, Binge Drinking in Young Adults: Data, Definitions, and Determinants, Psychol Bull. 2009 January; 135(1): 142–156
- Jacqueline W. Miller, Timothy S. Naimi, Robert D. Brewer, Sherry Everett Jones, Binge Drinking and Associated Health Risk Behaviors Among High School Students, Pediatrics Vol. 119 No. 1 January 1, 2007, pp. 76 -85
- Timothy S. Naimi, Robert D. Brewer, Ali Mokdad, Clark Denny, Mary K. Serdula, James S. Marks, Binge Drinking Among US Adults, JAMA. 2003; 289(1):70-75- Brian Borsari, Kate B. Carey, Peer influences on college drinking: A review of the research, Journal of Substance Abuse 13 (2001) 391–424- Dr Olivier Phan, Binge drinking chez les jeunes Européens : les programmes allemands et néerlandais de prévention, La santé de l’homme 398, novembre-décembre 2008, pages 36- 38.
Interventions
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- Michael P. Haines, and Sherilyn F. Spear, Changing The Perception of The Norm: A Strategy To Decrease Binge Drinking Among College Students, Journal of American College Health, November 01, 1996
- Botvin GJ, Griffin KW, Diaz T, Ifill-Williams M. Preventing binge drinking during early adolescence: one- and two-year follow-up of a school-based preventive intervention, Psychol Addict Behav. 2001 Dec;15(4):360-5.
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- Kate B. Carey, Lori A. J. Scott-Sheldon, Michael P. Carey, and Kelly S. DeMartini, Individual-Level Interventions to Reduce College Student Drinking: A Meta-Analytic Review, Addict Behav. 2007 November; 32(11): 2469–2494.
Von der Originalsprache Französisch ins Deutsche übersetzt: Theres Aeschbacher