Die Gefahren eines abrupten (kalten) Entzugs: das Delirium tremens
Das Delirium tremens tritt bei stark abhängigen Alkoholikern rasch auf, wenn sie aufhören zu trinken. Dies ist die stärkste Folgeerscheinung des Alkoholmangelsyndroms.
Wie der Name schon sagt, handelt es sich um ein Zitterdelir. Dies ist eine sehr ernstzunehmende, typische Komplikation des Alkoholentzugs. Diese kann tödlich enden, vor allem wegen des des Flüssigkeitsmangels und des Erstickens (als Folge der Erregtheit). Es gibt Medikamente, um diese Symptome zu mildern.
Deshalb braucht es bei jedem Alkoholentzug unbedingt eine medizinische Betreuung.
Im Gehirn reproduziert der Alkohol den Effekt des Neurotransmitters namens GABA. Dieser kontrolliert das Zusammenspiel zwischen den Neuronen indem er die Wirkung anderer anregender Neurotransmitter wie Noradrenalin, Serotonin oder Dopamin, hemmt. Das von Alkohol vergiftete Gehirn reduziert die Produktion von GABA.
Nützliche Nummern und Adressen im Notfall |
Während des abrupten Entzugs, ist die GABA-Produktion ungenügend um die Wirkung der anregenden Neurotransmitter herabzusetzen. Das Gehirn reagiert mit einer Ueberaktivität und das Nervensystem ist nicht mehr in der Lage, den Blutdruck, den Herzrhythmus und die Körpertemperatur zu regulieren. Der Patient leidet unter Halluzinationen, Bluthochdruck, Fieber und riskiert zu sterben.
Die andern Symptome des Entzugs |
Achtung : Ein Teil dieser Komplikationen sind sehr ernst zu nehmen und gefährlich ! Länger anhaltende Epilepsiekrisen können zu Atemnot mit Sauerstoffmangel führen.
Kein anderer hat die verheerenden Folgen des Alkoholismus jemals so gut geschildert wie Emile Zola. Sein Werk ‘der Totschläger’ ist ausschliesslich der Welt der Arbeiterschaft gewidmet. Darin gibt der Autor die Sprache, die Sitten und Bräuche der Arbeiter wieder, indem er die schädlichen Auswirkungen durch das Elend, das der Alkoholismus auslöst, hautnah beschreibt. Er führt dem Leser das Geschehnis des Delirium tremens’ wirklichkeitsnah vor Augen.
Bei seinem Erscheinen hat das Werk heftige Kontroversen hervorgerufen, da es als zu drastisch bewertet wurde. Aber gerade dieser schonungslosen Realität verdankt das Werk seinen Erfolg und hat dem Autor Ruhm und Vermögen eingebrach
Hier ist ein Auszug aus "L'Assomoir" von Emile Zola (Ch.VIII) Quelle: projekt-gutenberg.org
"Als die Tür aufging, war der Hausflur dunkel, und als sie an die Scheibe der Pförtnerloge klopfte, um ihren Schlüssel zu fordern, rief ihr die verschlafene Pförtnersfrau eine Geschichte zu, von der sie vorerst kein Wort verstand. Endlich begriff sie, daß der Sergeant Poisson Coupeau in einem ganz tollen Zustande nach Hause geführt habe, und daß der Schlüssel in der Tür stecken müsse.
»Zum Teufel!« murmelte Lantier, als sie eingetreten waren, »was hat der denn hier gemacht? Das ist ja die reine Pest.«
Es roch in der Tat recht durchdringend. Gervaise, die nach Streichhölzern suchte, fühlte, daß sie im Nassen ging. Als sie endlich ein Licht anzündete, hatten sie ein hübsches Schauspiel vor Augen. Coupeau hatte sich übergeben; das ganze Zimmer war voll; das Bett war beschmutzt, ebenso der Teppich, auch an der Kommode war es hochgespritzt. Überdies war Coupeau vom Bett, auf das Poisson ihn wohl gelegt hatte, herabgefallen und schnarchte mitten in seinem Schmutze. Er lag darin ausgestreckt wie ein Schwein, seine eine Backe war beschmutzt und sein verpesteter Atem kam aus dem weit offenen Munde, mit seinen schon ergrauten Haaren wischte er in der Pfütze herum, die seinen Kopf umgab?
»Oh, das Schwein! das Schwein!« wiederholte Gervaise entrüstet und außer sich. »Er hat alles beschmutzt ... Das hätte nicht einmal ein Hund gemacht, ein krepierter Hund ist sauberer wie der.«
Keiner von ihnen wagte sich zu rühren, weil sie nicht wußten, wohin sie die Füße setzen sollten. Nie war der Zinkarbeiter so total betrunken nach Hause gekommen, und nie hatte er das Zimmer in einen solchen abscheulichen Zustand versetzt, wie diesmal. Dieser Anblick zerstörte für immer den letzten Rest von Empfindung, den seine Frau etwa noch für ihn hatte hegen können. Wenn er früher angesäuselt oder selbst angerissen nach Hause kam, zeigte er sich liebenswürdig und war nie ekelhaft. Der Gedanke, daß die Haut dieses rohen Kerls ihre Haut berühren könne, verursachte ihr schon Ekel, man hätte ebensogut von ihr verlangen können, sich neben einen Toten zu legen, der an einer ansteckenden Krankheit gestorben ist.
»Irgendwo muß ich doch schlafen«, murmelte sie. »Ich kann mich doch nicht auf die Straße hinlegen ... Dann möchte ich doch lieber über ihn hinwegsteigen.«
Sie versuchte über den Trunkenbold zu schreiten, mußte sich aber an der Kommode festhalten, um in dem Schmutz nicht auszugleiten. Coupeau versperrte vollkommen den Zugang zum Bett. Da nahm Lantier, der mit einem Lächeln merkte, daß sie diese Nacht doch nicht auf ihrem Kopfkissen schlafen werde, sie bei der Hand und sagte mit leiser, leidenschaftlicher Stimme:
»Gervaise ... höre, Gervaise ...«
Sie hatte genug gehört und machte sich los, in ihrer Bestürzung duzte auch sie ihn, wie früher.
»Nein, laß mich gehen ... Ich beschwöre dich, August, gehe in dein Zimmer ... Ich werde mich einrichten, ich will vom Fußende ins Bett steigen.«
»Gervaise, höre doch, sei nicht kindisch«, wiederholte er. »Es riecht zu schlecht, du kannst nicht bleiben ... Komm! Was fürchtest du denn? Er hört uns nicht, dafür stehe ich.«
Sie kämpfte noch, energisch schüttelte sie mit dem Kopf. In ihrer Verwirrung wollte sie zeigen, daß es ihr mit dem Dableiben Ernst war, und so begann sie sich zu entkleiden, ihr Seidenkleid warf sie über einen Stuhl und zog sich hastig bis auf Hemd und Unterrock aus, so daß sie ganz weiß, mit nacktem Hals und bloßen Armen dastand. Ihr Bett gehörte ihr, nicht wahr? sie wollte durchaus in ihrem Bett schlafen. Zweimal versuchte sie es noch, eine reine Stelle zu finden, wo sie durchschlüpfen könne. Aber Lantier gab nicht nach, er faßte sie um die Taille und sagte ihr Dinge, die ihr Blut wallen machten. Sie war da in einer schönen Lage mit einem ekelhaften Tier von Ehemann vor sich, der sie daran hinderte, sich ehrbar in ihr Bett zu legen, und einem verdammten Schuft von einem Mann im Rücken, der nur daran dachte, ihr Unglück auszunützen und sie wieder für sich zu gewinnen! Da der Hutmacher lauter zu sprechen anfing, bat sie ihn, stille zu sein. Sie horchte nach der Tür des Kabinetts hin, wo Nana und Mama Coupeau schliefen. Die Kleine und die Alte mußten in festem Schlaf liegen, denn man hörte ihr regelmäßiges Atmen."
Von der Originalsprache Französisch ins Deutsche übersetzt: Theres Aeschbacher