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Hilfe und Beratung für Alkoholtrinker und ihr Umfeld

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Anonyme Alkoholiker

Die Vereinigung der AAnonymen Alkoholiker (AA), gegründet im Jahr 1923, ist eine anonyme und freiwillige Selbsthilfeorganisation; sie setzt sich aus Alkoholabhängigen, die eine Abstinenz anstreben, zusammen. Sie zählt mehr als 2 Millionen Mitglieder in mehr als 150 Ländern und ist die wichtigste Selbsthilfegruppe der Welt (1). Die Organisation steht vor allem auf 3 Pfeilern: einem Wertesystem, einem Aktionsprogramm in 12 Etappen und einer freundschaftlichen Unterstützung/Begleitung. (2)

Wegen der Begeisterung, die die AA auslösen und dem Erfolg, der mehreren Zehntausend Gruppen, die weltweit tätig sind, wurden wissenschaftliche Untersuchungen bezüglich der verschiedenen Aspekte, die den AA  eigen sind, durchgeführt. Studien haben sich vor allem auf die zugrundeliegenden  Handlungsmechanismen des 12-Etappen-Programms, das den Grundpfeiler  der Behandlung der Abhängigkeit in den USA seit mehr als 70 Jahren darstellt, fokussiert.  Ebenfalls wurden die wirksamen Mittel der AA,  die es seinen Mitgliedern ermöglicht, vom Alkohol wegzukommen und in dauerhafte Abstinenz zu leben, untersucht.

 Um mehr zu erfahren… die 12 Etappen

Die Fortschritte der Neurowissenschaft in Bezug auf die Abhängigkeit liegen in der Lokalisierung zweier Hirnbereiche. Sie erklären – nebst anderen – das irrationale und selbstzerstörerische Verhalten des Alkoholikers. Einerseits aktiviert und regt der Alkohol durch die Freisetzung von Dopamin das Belohnungssystem an (im Mittellappen gelegen ist es verantwortlich, Wohlgefühle/Lust zu erkennen und zu fördern): eine angenehme Stimulation, die bei Weitem die normalen Genüsse/Lüste des Lebens (wie die des Essens, Trinkens und sich Fortpflanzens) übersteigt. Andererseits wird unter der Wirkung des Alkohols der präfrontale Cortex (Frontallappen des Gehirns) subaktiv. Dieser kann daher dem starken Druck des Belohnungssystems, die durch den Alkohol ausgelöste Genusserlebnisse zu wiederholen, nicht widerstehen. Die Erwartung des Belohnungssystems, die den Alkoholiker anregt auf giftige Substanzen zurückzugreifen, fördert die Entwicklung von unangepasstem Verhalten (lügen, betrügen, stehlen, manipulieren, Egoismus usw.). Diese unangepassten Verhaltensweisen zeugen von Abhängigkeitssymptomen und sind nicht im eigentlichen Sinn Charakterfehler. Sie sind «nützlich» um auf die ‘Anfrage’ des Belohnungssystems die angenehmen Empfindungen zu wiederholen, zu antworten; dies mit dem Ziel, dass dieses Verhalten beim Alkoholiker die Chance Alkohol trinken zu können, erhöht.

Eine kürzliche Studie belegt, dass das Programm in 12 Etappen, das die AA befolgen, dazu beiträgt, diese Effekte umzukehren (1). Wegen der Subaktivität des präfrontalen Kortex’, ausgelöst durch den Alkohol, ist der Alkoholiker unfähig die Logik und den Verstand zu gebrauchen um aus der Sucht herauszukommen. Die drei ersten Etappen des Programmes ermuntern zum Beizug eines «stellvertretenden Entscheidungsträgers» . Sie halten an der Tatsache fest, dass der Alkoholiker nicht selbst aus seiner Sucht herauskommen kann und dass er auf eine höhere Instanz zurückgreifen muss, ob es sich nun um Gott (so wie der Betroffene ihn sieht) handelt oder die AA-Gruppe selbst. Die Etappen 4 bis 10 sowie die Etappe 12 des Programms ermutigen zur Anwendung der Verhaltensweisen wie Ehrlichkeit, Selbstlosigkeit und Nächstenliebe als Kompensation der unangepassten Verhaltensweisen, die dem Alkoholiker eigen sind. Dieser «Verhaltens-Ausgleich» ist eine Form der Widergutmachung und ‘entwaffnet’ das Belohnungssystem und nimmt ihm die ‘Werkzeuge’ (unangepasstes Verhalten) zur Förderung des Gebrauchs giftiger Substanzen weg. Die Etappe 11 fördert das Gebet und die Meditation, Aktivitäten die die Erhöhung des Blutflusses in den Stirnlappen erzeugen und trägt dazu bei, die Subaktivität der Frontallappen – ausgelöst durch den Alkoholkonsum – zu verringern. Nach dem erwähnten Modell würde es also eine Uebereinstimmung geben zwischen den Etappen des Programmes der AA und dem, was wir über die Neurobiologie des durch den Alkohol vergifteten Gehirns wissen.

Eine andere Studie belegt, dass das Programm in 12 Etappen der AA funktioniere, weil dieses zu positiven Emotionen bei den Alkoholkonsumenten führe (3). In der Tat beinhalten die drei ersten Etappen dieses Programms die Aufforderung, die Empfehlung, sich an eine Vertrauensperson zu wenden, was dazu führt, die positive Emotion der Bindung zu empfinden. Die zwei letzten Etappen regen zur Uebertragung und zum Teilen an, was wiederum zum positiven Gefühl der Freude führt. Studien, die sich mit der zerebralen Bildgebung befassen, zeigen, dass eine sichere Bindung -wie eben die Abhängigkeit - zu einer Reduktion der Aktivität der Amygdala, Kerngebiet des Gehirns, das mit Angst und Furcht verbunden ist, führt. Ebenso ist sie an der Erhöhung der Aktivität der neuronalen Kernstruktur, die eine wichtige Rolle im Belohnungssystem spielt, beteiligt. In gleicher Weise stimuliert auch die Freude diese Strukturen. Die positiven Bindungsgefühle und die der Freude, welche durch das Etappenprogramm der AA gefördert werden, sind bestens geeignet dem Alkohol entgegenzuwirken, da diese auf die gleichen Hirnstrukturen wirken.

Nach der Philosophie der AA ist das ‘spirituelle Erwachen’ ein Prozess des Wechsels, der in ein breiteres Lebensprojekt eingreift. Der Betroffene wird ermutigt, weiter zu gehen bis zur Erlangung des inneren Friedens, eines Gefühls von Glück und Lebensfreude. Mit der Wichtigkeit, die der Verbesserung der Lebensqualität als eigentlichen Faktor dieses Erwachens beigemessen wird, hat sich eine Studie aus Quebec befasst. Sie hat sich auf die Lebensqualität der seit langem abstinenten Mitglieder der AA und die positiven Auswirkungen auf das Wohlbefinden, das ihre Einbindung in die Bewegung bewirkt, fokussiert (4). Die Resultate der Studie zeigen, dass die Mitglieder der AA allgemein von einem erhöhten psychologischen Wohlbefinden und dem wertvollen Engagement in der Gemeinschaft und ihrer lohnenswerten Zustimmung zu den Prinzipien der 12 Etappen, sprechen. Die Sozialisation der Mitglieder hat eine bedeutende Auswirkung auf das Glücks- und Zufriedenheitsgefühl. Wobei die Aufrechterhaltung der Anwendung der 12 Etappen dazu beiträgt, den Grad der Zufriedenheit und den Lebenssinn dank der positiven Erfahrung der Abstinenz, beizubehalten. Die langjährigen abstinenten Mitglieder erzählen, dass sie glücklich sind, zufrieden mit ihrem Lebern und einen Lebenssinn gefunden haben. Die Einbindung in die Selbsthilfe, die sich in der Gemeinschaft entwickelt und die Erfahrung, Hilfe anzubieten und zu erhalten, tragen stark zum psychologischen Wohlgefühl bei. Im Allgemeinen unterstützen diese verschiedenen Resultate die Idee, dass die ‘Genesung’ eher einen Prozess als einen stabilen Zustand darstellt.

Die Philosophie der AA beruht vorwiegend auf der Selbsthilfe. Im dem Sinne, dass Ex-Alkoholiker durch ihr Erwachen, ihre Bewusstwerdung, Erfahrungen austauschen, eine emotionale Unterstützung anbieten und sich als Mentoren für die neuen abstinenzwilligen Alkoholiker betätigen. Eine indische Studie hat untersucht, welchen Einfluss die Einbindung in die Selbsthilfegruppen auf das Niveau der Depressionen, den sozialen Rückhalt und die Angststörungen, hat. Die Resultate zeigen in allen Bereichen einen wesentlichen Einfluss der Selbsthilfegruppen. Im Gegensatz zu den Insassen eines Entzugszentrums zeigen die in einer Selbsthilfegruppe Integrierten ein geringere Depressionsanfälligkeit , eine bessere Sozialkompetenz, aber ein höheres Angstniveau wegen der Belastung, die die Verantwortung für sein eigenes und das Leben der andern mit sich bringt. Die Selbsthilfegruppen binden die Mitglieder in ein soziales Netz ein mit Menschen, die ähnliche Probleme und Erfahrungen haben. Die Mehrheit dieser Menschen sind wegen der sozialen Stigmatisierung durch ihre Abhängigkeit gefährdet, sich zu isolieren. Der Uebergang zwischen Hilfe zu erhalten und selbst Helfender zu sein, erlaubt es den Alkoholikern, die in der Bewusstwerdung begriffen sind, ihr Selbstvertrauen und ihr Gefühl, in der Gesellschaft erwünscht zu sein, aufzubauen. Dies wiederum fördert das positive Selbstwertgefühl.

(Auteur : Felicia Schmid, octobre 2015)

Von der Originalsprache Französisch ins Deutsche übersetzt: Theres Aeschbacher


Quellen 

  1. Giuffra, L. A. (2015). A proposed mechanism of action for the Twelve steps of Alcoholics Anonymous. Revista de Neuropsiquiatría, 78(1), 30-34.
  2. Borkman, T. (2008). The Twelve-Step recovery model of AA : a volunary mutual help association. In Galanter, M. & Kaskutas, L.A. (Eds.), Recent developments in acoholism : vol. 18. Research on Alcoholics Anonymous and spirituality in addiction recovery (pp. 209-227). New York : Springer.
  3. Vaillant, G. E. (2014). Positive emotions and the success of Alcoholics Anonymous. Alcoholism Treatment Quarterly, 32(2-3), 214-224.
  4. Kairouz, S., & Fortin, M. (2013). L’engagement dans le mouvement des AA : un gage de bonheur. Drogues, santé et société, 12(1), 19-40.
  5. Priyadarshini Das, P. P. (2012). Role of self-help groups in substance addiction recovery. International Journal of Advancements in Research & Technology, 1(6).